Forschung & Einsatzbereiche

Die Achtsamkeitsforschung ist ein junger, aber sehr aktiver Forschungsbereich. Die Grafik zeigt die Publikationen zum Thema „Mindfulness“ in der weltweiten Datenbank AMRA American Mindfulness Research Association ( Stand Frühjahr 2024).

Die Studien zeigen:

  • Meditation macht stressresistenter und gelassener, das fördert die Psychische Gesundheit (Resilienz).
  • Achtsamkeitspraxis und Meditation bewirken eine gesteigerte Kontrolle über Konzentration und Aufmerksamkeit,
  • eine bessere emotionale Regulierung (Impulskontrolle),
  • verbessertes Körperbewusstsein und gesteigerte Selbstwahrnehmung,
  • gesteigertes Empathievermögen sowie
  • positive Auswirkungen auf das Immunsystem.

Messbare Unterschiede zu Kontrollgruppen oder zu vorher gibt es bereits bei kleinen, regelmäßigen Einheiten und die Techniken haben unterschiedliche Effekte, es ist also nicht egal was man übt. Besonders interessant ist: In der Magnetresonanztomografie (MRT) zeigt sich „Neuroplastizität“, das ist die positive Fähigkeit unseres Gehirns bis ins hohe Alter sich selbst zu regenerieren und neue Verbindungen zwischen Nervenzellen und Gehirnarealen zu schaffen. Die Gehirnleistung entwickelt sich so weiter. Hier zeigen sich vor allem zwei messbare Veränderungen in der grauen Substanz: Beim Alarmzentrum Amygdala (Mandelkern), ein uralter Teil des Gehirns, der für die Regulierung von Angst und Emotionen zuständig ist. Dieser Teil schrumpft. Und es zeigt sich, dass der Hippocampus, zuständig für die Gedächtnisfunktionen, wächst.

Bei absoluten Meditationsprofis wurden sogar im Bereich der Epigenetik Auswirkungen der Praxis dokumentiert. Beobachtet wurde eine biologische Verjüngung, die sogenannte Telomerase der Chromosomen.

Untersuchung der Amygdala im MRT. Sreenshot aus der arte-Dokumentation „Die heilsame Kraft der Meditation“.

„Wir haben solide Studien, die zeigen, dass bei Meditierenden die Anspannung nach einer herausfordernden Situation vergleichsweise schnell wieder abnimmt. Sie bleiben offenbar nicht so stark an negativen Gefühlen kleben. Insgesamt gibt es derzeit knapp 7.000 Veröffentlichungen, die sich mit dem Thema Achtsamkeit beschäftigen, allein im letzten Jahr (Anm. 2020) sind 1.400 hinzugekommen. Es zeigt sich, dass Achtsamkeit vor allem Stress und Ängste reduziert und gut wirksam ist bei Depression, Schmerzen oder auch zur Raucherentwöhnung. Eine Überblicksstudie ergab sogar, dass sich die Im­mun­abwehr des Körpers verbessert“, fasst die deutsche Hirnforscherin Britta Hölzel zusammen (Interview mit GEO WISSEN, HIER zum Nachlesen).

Auch österreichische Forscher:innen der Medizinischen Universität Innsbruck haben jüngst Neuroplastizität im MRT nachgewiesen. Das Gehirn der 39 Proband*innen hat sich neu vernetzt und wieder zeigt sich: es sind keine Vorkenntnisse notwendig und wenige Minuten täglich reichen. (HIER zum Artikel).

Zwei Video-Empfehlungen zum Informieren und Einsteigen

1.) Was kann Meditation? Wie die Neurowissenschaft Menschen untersucht, die Achtsamkeit praktizieren, zeigt die sehr gut gemachte arte-Dokumenation Die heilsame Kraft der Meditation (50:32 Min). Mit Wissenschafter*innen und Professionist*innen aus Forschung, Medizin und Therapie.

2.) Im Interview mit der schweizer Journalistin und Philosophin Barbara Bleisch ist zuerst der Neurowissenschafter Richard Davidson (USA), einer der führenden Forscher:innen auf dem Gebiet der Meditation, und im zweiten Teil der Historiker Theodore Zeldin (GB), der dem Trend kritisch gegenüber steht. Was bringt das Meditieren? Richard Davidson & Theodore Zeldin über den Meditations-Boom (57:11 Min) aus Sternstunde Philosophie von SRF Kultur.